Anstoß zum Enterprise 2.0 – Von der Neugier zur Begeisterung für vernetzte Zusammenarbeit

Zum Wandel ihres Unternehmens hin zu einem Enterprise 2.0 kamen wir auf der diesjährigen Mitteldeutschen Personaltagung ins Gespräch mit Regina Wünsch, Director Human Resources & Legal Affairs bei der pfm medical ag. „Change Management und Neues Arbeiten“ ist eines der zentralen Strategieprojekte in dem stetig wachsenden, global operierenden Industrieunternehmen der Medizintechnik, welches mit hoher Begeisterung von Führungskräften und Mitarbeitern vorangetrieben wird. Erfahren Sie hier im Interview mit Fr. Wünsch mehr zu ihrem Vorgehen und ihren Erfahrungen in der ersten Phase der Einführung von Enterprise 2.0 bei der pfm medical ag.

Interview-Reihe mit Regina Wünsch:

TEIL 1: Anstoß zum Enterprise 2.0 – Von der Neugier zur Begeisterung für vernetzte Zusammenarbeit
TEIL 2: Enterprise 2.0 als Change Management Prozess – Wandel in HR und Management
TEIL 3: Zukunftsbild Enterprise 2.0 – Organisationsentwicklung macht es möglich

 

Anstoß zum Enterprise 2.0 – Von der Neugier zur Begeisterung für vernetzte Zusammenarbeit

AviloX: Warum hat die pfm medical ag die Themen Vernetzte Arbeitswelten und Enterprise 2.0 auf die strategische Agenda gesetzt?

R. Wünsch: Aufgrund unseres stetigen Wachstums haben wir uns in den letzten Jahren immer wieder die Frage gestellt, wie wir als Unternehmen agiler werden, wie wir wachsende Komplexität besser managen und die Zusammenarbeit mit internationalen Standorten effektiver gestalten, aber auch Innovationen treiben und Prozessabläufe verbessern können. Für uns war klar, dass wir das Wissen in unserer Organisation sichtbarer machen müssen. Das alles waren Gründe, um auf einer Führungskräfte-Veranstaltung das Thema Enterprise 2.0 in Zusammenhang mit Change Management auf die Agenda zu nehmen.

AviloX: Wer hat konkret den Anstoß gegeben, sich mit Wissensmanagement und Enterprise 2.0 zu beschäftigen?

R. Wünsch: Einige Mitarbeiter hatten sich bereits im Kleinen mit Fragestellungen zu Wissensmanagement, Social Software, Workplace Learning oder eben Enterprise 2.0 beschäftigt. Schließlich habe ich dann in Abstimmung mit dem Vorstand den Anstoß gegeben, Enterprise 2.0 als Schwerpunkt herauszugreifen und an prominenter Stelle zu diskutieren.

Mein Vorschlag war es, im Rahmen der jährlichen Führungskräftetagung, bei der etwa 50 Führungskräfte zwei Tage lang über aktuelle Führungsthemen diskutieren, das Thema „Change Management und Neues Arbeiten“ zu diskutieren und gemeinsam ein Konzept für pfm medical zu entwickeln. So kam das Thema Enterprise 2.0 zum ersten Mal ins Rampenlicht.

AviloX: Wie haben Sie das Verständnis der Führungskräfte und Mitarbeiter für die neuen Themen geschaffen?

R. Wünsch: Wir hatten im Vorfeld schon konkret herausgearbeitet, welche Fragen nicht nur die Geschäftsleitung sondern alle im Unternehmen beschäftigen. Trotz vorbereitender Kommunikation blieb für viele das Thema anfangs dennoch etwas schwammig, weil sie sich nichts Konkretes darunter vorstellen konnten. So war die Grundhaltung zu Beginn der Veranstaltung erst einmal abwartend, aber auch neugierig. Im Nachhinein haben wir nun aber auf breiter Front eine richtige Begeisterung für die Möglichkeiten, die wir gemeinsam in der Beschäftigung mit dem Thema gesehen haben. Viele Teilnehmer sagten mir hinterher, dass sie eine bessere Idee vom Thema Enterprise 2.0 hätten und es toll fänden, wenn wir das Thema treiben.

AviloX: Wie ist es Ihnen gelungen, die Begeisterung für den Change hin zu vernetzten Arbeitswelten zu gewinnen?

R. Wünsch: Da ich selbst auch noch zu wenig über Enterprise 2.0 wusste, hatte ich mir externe Unterstützung von einem Experten geholt, der das Thema lebt und viel aus seinen Erfahrungen berichten konnte. Wir haben gemeinsam „Appetit“ gemacht, was möglich ist und was andere Unternehmen machen. Wir haben den potenziellen Nutzen für unser Geschäft herausgearbeitet, aber auch Lücken, auf die wir achten müssen. Wir haben offene Diskussionen geführt zu den Fragen: Was bewegt uns? Wo sehen wir Chancen und Risiken? Was geht uns durch den Kopf? Es war eine Mischung aus Input und konstruktiver Arbeit, die gut ankam.

Dabei war eine Botschaft immer klar: Das Enterprise 2.0 Projekt muss zur Kultur passen. Wir können uns also nichts überstülpen, sondern müssen das Thema gemeinsam gestalten. Die Ansatzpunkte dafür ergaben sich aus dem ganz konkreten Nutzen für den Einzelnen im Arbeitsablauf.

AviloX: Haben Sie auch Befürchtungen erlebt?

R. Wünsch: Ja natürlich und diese sind auch nachvollziehbar. Die am häufigsten genannte Befürchtung war, dass wir uns einen zusätzlichen Informationskanal schaffen und die Informationsflut dadurch noch größer wird, als sie es heute ohnehin schon ist. Eine andere wichtige Frage war, ob zukünftig nur noch die „lauten“ extravertierten Menschen bei uns „gewinnen“, weil sie im Social Network eher etwas schreiben. Wir sprachen auch darüber, ob wir uns Regeln geben sollten und was sich für uns als Führungskräfte ändert, wenn unsere Teams zukünftig in Netzwerken arbeiten.

AviloX: Enterprise 2.0 wurde im Anschluss als zentrales Projekt durch den Vorstand definiert. Befürwortete der Vorstand von Beginn an den Change 2.0? Welche Bedeutung hat dessen Unterstützung für den Projekterfolg?

R. Wünsch: Die erste Enterprise 2.0 Einführungsveranstaltung im Rahmen der Führungskräftetagung war von Anfang an ergebnisoffen angelegt. Es war klar, dass nach den zwei Tagen der Vorstand die Entscheidung zum weiteren Vorgehen trifft. Er hätte prinzipiell das Thema abwählen oder auch verschieben können. Aber das Gegenteil ist der Fall: Die Vorstände waren und sind von dem Thema begeistert und treiben es. Sie haben ein klares Bekenntnis für diesen Weg abgegeben. Das sind optimale Rahmenbedingungen. Ohne diesen Rückenwind könnten wir das Projekt in dieser Form nicht fortführen.

AviloX: Nutzen die Vorstände auch privat Social Media?

R. Wünsch: Soweit ich weiß, eher weniger. Unser Vorstandsvorsitzender ist von allen vielleicht noch am affinsten und treibt daher das Thema auch an vorderster Front.

AviloX: Sie haben es geschafft, auf breiter Basis die Veränderungsoffenheit für den Einstieg in neue vernetzte Arbeitswelten zu schaffen und damit optimale Ausgangsbedingungen für den Wandel zum Enterprise 2.0 gelegt. Was sind nun die nächsten Schritte?

R. Wünsch: Der Vorstand hat uns Hausaufgaben mit auf den Weg gegeben. Da Enterprise 2.0 ein sehr komplexes Thema ist, ist der nächste Schritt, handliche Pakete daraus zu schnüren, damit wir uns nicht übernehmen. Außerdem ist dem Vorstand wichtig, dass die Mitarbeiter auf dem Weg mitgenommen werden. Derzeit sind wir in der Phase der Toolauswahl für eine Social Collaboration Plattform und planen eine Implementierung bis Ende des Jahres. Dies ist aber nur die „technische Seite“. Parallel dazu werden wir an einem Kommunikations- und Trainingskonzept arbeiten.


AviloX unterstützt Organisationen im Wandel zum Enterprise 2.0. In unserem Interview-Blog zu vernetzten Arbeitswelten gehen wir mit unserem Netzwerk in den Dialog – zum Voneinander lernen, Tipps und Tricks zur Etablierung moderner Arbeitswelten austauschen und Wissen weiterentwickeln. Ob Social Collaboration, Wissensmanagement, Open Innovation, Social Learning oder Industrie 4.0 – gern begleiten wir auch Sie als kompetenter Partner auf Ihrem Weg zum Enteprise 2.0. Mehr über uns erfahren Sie hier.


Haben Sie selbst ein Thema im Zusammenhang mit Social Software, das Sie interessiert? Oder möchten Sie uns einen geeigneten Interviewpartner empfehlen? Dann treten Sie gern mit uns in Kontakt.

Bildnachweis: Fiona MacGinty / flickr.com

Über den Autor: regina

Von Erstellt am 25. Juli 2014Kategorien: AviloX-Blog, InterviewKommentare deaktiviert für Anstoß zum Enterprise 2.0 – Von der Neugier zur Begeisterung für vernetzte ZusammenarbeitSchlagwörter: , , , , , , ,