Die Power von Communities am Beispiel AUGENHÖHE – Ein Gespräch mit Sven Franke (1/2)
Haben Sie auch schonmal versucht, ein Netzwerk aufzubauen und dabei festgestellt, dass es nicht reicht, ein fesselndes Thema zu bieten? Auch wir beschäftigen uns mit dieser Herausforderung innerhalb von unseren Projekten und haben im Gespräch mit Sven Franke die erlebten Erfolgsfaktoren auf die Probe gestellt und uns dabei gefragt:
Teil 1: Wie gehe ich vor, wenn ich eine Community aufbauen will?
Teil 2: Welche kulturellen Voraussetzungen sind dabei notwendig?
1. Öffne dich nach Außen und schaffe Vernetzungsmöglichkeiten!
Maja: Lieber Sven, vielen Dank erst einmal, dass du dich für das Interview mit uns zum Thema Communities bereit erklärt hast. Innerhalb des Forschungsprojekts futureTEX arbeiten wir mit anderen Partnern an den Voraussetzungen und Wegen zur Aktivierung von Communities innerhalb von Traditionsbranchen und sind ganz gespannt zu hören, ob sich unsere Erkenntnisse mit denen von eurer „AUGENHÖHE“-Community decken. Das erste, was aus unserer Sicht wichtig ist: die Community muss sich nach Außen öffnen und Vernetzungsmöglichkeiten schaffen. Welche Erfahrungen habt ihr damit gemacht?
Sven: Ja, das stimmt. Wir sind als Community komplett offen nach Außen. Das heißt, wir haben von Anfang nicht alle Unternehmen für den Film festgelegt, sondern haben einfach die Community gefragt: „Hey kennt ihr Unternehmen, die in Frage kommen? Wie ist eure Perspektive auf diese Unternehmen?“ Auf diese Weise haben wir, nach persönlichen Besuchen, tolle Unternehmensbeispiele für die Filme gefunden. Genauso machen wir es auch mit unseren anderen Ideen und Aktivitäten. Eine Vision von uns ist zum Beispiel, die Filme in andere Sprachen zu übersetzen. Wir selbst haben aber gar nicht das nötige Knowhow. In der Community haben sich sehr schnell einige Mitglieder gemeldet, die sich da einbringen wollen. Das ist eine großartige Hilfe! Und zeigt uns immer wieder was alles möglich ist, wenn man offen für Ideen und Vorschläge ist. Was bei einer großen Community auch nicht ausbleibt ist der Wunsch nach Vernetzung. Hier haben wir den Aufbau auch von regionalen Netzwerken (auch mit eigenen Logos) aktiv unterstützt, sodass jetzt nach und nach Regionalgruppen und lokale Stammtische entstehen, die regional und lokal unser Thema AUGENHÖHE weiter denken.
2. Finde die Balance zwischen Selbstorganisation und Führung!
Maja: Gibt es jemanden, der sich für die Community verantwortlich zeichnet und in der Rolle als Community Manager auftritt, bereit ist, auch mal bei Konflikten moderierend einzugreifen und auch ab und zu Fragen rein gibt um damit die Mitglieder zum mitmachen zu animieren?
Sven: Das ist eine gute Frage. Offiziell ernannt oder bestimmt haben wir keinen. Jeder aus unserem Team hat die Zugänge zu den Accounts und kann etwas im Namen von AUGENHÖHE posten. Soweit die Theorie. Faktisch ist es so, dass man mich schon als „Community Manager“ bezeichnen könnte, wenn man das wollte. Ja, es ist schon wichtig einen Überblick zu haben, Fragen die gestellt werden zeitnah zu beantworten und natürlich selber Fragen zu stellen. Leider entsteht Social Media Content nicht von allein.
Ach ja, bevor ich das Thema Konflikte vergesse: Wir sind inzwischen dazu über gegangen hier in eine Beobachterhaltung zu gehen. Bei uns zeigte sich, dass sich Konflikte auch ohne unsere Moderation oder Stellungnahme schnell auflösen. Hier kann ich empfehlen, in Vertrauen zu investieren und nicht gleich die Nerven zu verlieren.
3. Verbinde reale und virtuelle Vernetzung systematisch miteinander!
Maja: So wie du die „AUGENHÖHE“-Community bisher beschreibst, habe ich den Eindruck, dass diese sowohl von realen Treffen live und Farbe als auch von dem Austausch mittels Collaboration Tools lebt. Wie genau sieht das bei euch aus und wie verbindet ihr diese beiden Welten?
Sven: Ja, das ist absolut richtig. Unsere Filme stehen für nicht kommerzielle Zwecke kostenfrei zur Verfügung. Und wir rufen Menschen auf, eigene Film und Dialog-Veranstaltungen zu gestalten. Ergänzend dazu gibt es regelmäßig AUGENHÖHEcamp Veranstaltungen, bei denen jeweils über 100 Teilnehmer diskutieren und ihren Fragen nachgehen. Darüber hinaus gibt es nun seit einigen Wochen um die schon angesprochenen Regionalgruppen und Stammtische.
Auf der anderen Seite haben wir unsere Online-Aktivitäten. Neben Facebook, Twitter und einer XING Gruppe bieten wir für Menschen, die aktiv mitarbeiten wollen, einen direkten Zugang zu unserem Collaboration Tool Bitrix.
4. Verfolge kein Ziel, sondern eine gemeinsame Vision, die du in kleinen Schritten erreichst!
Maja: Ziele im Sinne von Management by Objectives werden unserer Erfahrung nach für das Community-Building selten herangezogen. Allerdings ist ja trotzdem eine gemeinsame Richtung für das Engagement notwendig. Wie siehst du das und wie geht ihr mit diesem Erfolgsfaktor um?
Sven: In Unternehmen sind Ziele heute immer noch ganz klar definiert. Das liegt auch daran, dass zum Beispiel Investoren Zielvorgaben erwarten, um ihr Investment rechtfertigen zu können. All das setzt Planung und Planbarkeit voraus – aber ist das heute noch möglich? Wir selbst haben keine detailliert geplanten Ziele, sondern eine klare Vision. Wir wissen, wo es hingehen soll, machen aber keine Jahrespläne. Denn solche langfristigen Planungen funktionieren heute aus unserer Sicht nicht mehr. Jeden Tag kommen neue Herausforderungen und Veränderungen auf uns zu. Mit einer Vision können wir flexibler darauf reagieren und entsprechend unsere kurzfristige Vorgehensweisen zum Beispiel im Abstand von zwei Wochen anpassen.
Freuen Sie sich auf Teil 2!