Die Power von Communities am Beispiel AUGENHÖHE – Ein Gespräch mit Sven Franke (2/2)

Haben Sie auch schonmal versucht, ein Netzwerk aufzubauen und dabei festgestellt, dass es nicht reicht, ein fesselndes Thema zu bieten? Auch wir beschäftigen uns mit dieser Herausforderung innerhalb von unseren Projekten und haben im Gespräch mit Sven Franke die erlebten Erfolgsfaktoren auf die Probe gestellt und uns dabei gefragt:
Sven

Teil 1: Wie gehe ich vor, wenn ich eine Community aufbauen will?

Teil 2: Welche kulturellen Voraussetzungen sind dabei notwendig?

5. Communities brauchen eine Kultur, in der Fehler erlaubt sind!

Maja: In Communities sollten Fehler erlaubt sein. Wie geht ihr mit Fehlern oder Kritik um? Gab es denn kritische Stimmen beim ersten Film, die ihr beim zweiten Film berücksichtigt habt?

Sven: Uns sind einige Menschen begegnet, die sich kritisch zu dem Unternehmensbeispiel von Unilever geäußert haben. Ihrer Ansicht nach sei das, was wir gezeigt haben geschauspielert oder gefaked und das, was „Work Hard Play Hard“ drei Jahre zuvor gezeigt hat, die Realität. Wir sind offen mit dieser Kritik umgegangen und es hat sich ein ganz spannendes Phänomen gezeigt: je transparenter wir damit umgegangen sind, desto stärker wurde unsere Community, die dahinter steht. Das heißt, inzwischen ist es so, dass auf kritische Stimmen die Community selbst reagiert. Plötzlich diskutieren Menschen aus der Community darüber und nicht wir als Kernteam, sondern das Thema rückt in den Fokus. Auf diese Weise werden auch die Themen weiter vorangetrieben.

6. Ermögliche zielgruppengerechte Beteiligung und setze dabei auf Freiwilligkeit!

Maja: Bei der Etablierung von Communities ist es nicht immer ganz einfach, Zielgruppen zu erkennen und sie entsprechend zu beteiligen. Wie macht ihr das?

Sven: Damit haben wir inzwischen viel Erfahrung. Unser Ansatz und gleichzeitig Prinzip sieht wie folgt aus: Wir stellen unser Produkt für nicht kommerzielle kostenfrei ins Internet und verkaufen gleichzeitig Lizenzen an berufliche Nutzer wie Berater und Unternehmen. Das klingt erst einmal nach einem totalen Widerspruch und viele denken: „Wie, ich kann den Film kostenlos downloaden und wir sollen als Berater oder Unternehmen dafür bezahlen? Ist ja komisch!“ Beim ersten Film AUGENHÖHE, muss ich sagen, hat es auch nicht sehr gut funktioniert. Aber wir merken jetzt bei den zweiten Filmen AUGENHÖHEwege, dass es den Menschen und vor allem den Unternehmen immer bewusster wird, was hinter dem Film steckt.

Heute kommen immer mehr Nutzer im beruflichen Kontext auf uns zu und sagen: „Wir würden den Film gerne nutzen und wollen die passende Lizenz dafür“. Die Bereitschaft der Zielgruppe nimmt also zu. Und dadurch, dass wir den Film kostenlos zur Verfügung gestellt haben, konnten wir viele Menschen erreichen und haben es geschafft, dass sie sich zu den Themen austauschen. Heute werden wir für diese Großzügigkeit belohnt. Viele Menschen, die wir teilweise gar nicht kennen, sprechen uns an und wollen sich in der Community engagieren, indem sie beispielsweise die Filme übersetzen, damit die Impulse auch in anderen Ländern verbreitet werden. Sie erwarten dafür keine Gegenleistung. Das heißt, dass Menschen bereit sind, eine Leistung zu erbringen, die wir möglicherweise an ein Unternehmen verkaufen. Aus meiner Sicht sieht man bei unserem Projekt sehr deutlich das Geben erfolgreicher ist als Nehmen. Wir geben der Community sehr viel, bekommen aber immer mehr zurück. Und das ist einfach fantastisch motivierend.

7. Schaffe keine künstlichen Anreize. Teilnehmer erwarten keine 1:1 Gegenleistung für das, was sie in Netzwerke investieren!

Maja: Oft werden in der Praxis Anreize für die Teilnahme in Communities angeboten. Wir lernen allerdings in unseren Projekten, dass sich Anreize auch demotivierend auswirken können. Welche Erfahrungen habt ihr hierbei gemacht?

Sven: Wir sind ja alle damit aufgewachsen, Dinge im Kopf zu verrechnen: „Wenn ich dir etwas gebe, werde ich irgendwann von dir etwas zurückbekommen.“ Allerdings muss man sich darüber im Klaren sein, dass diese Rechnung meist nicht 1:1 aufgeht. Aus meiner Sicht kommt immer etwas zurück, aber man weiß nicht von wem und wann.

Maja: Vielen Dank, Sven, für diesen kurzen Einblick in eure Community. Es hat mir viel Freude bereitet, mich mit dir auf „AUGENHÖHE“ dazu auszutauschen!

http://augenhoehe-wege.de
http://augenhoehe-community.de

Über den Autor: Isabelle Schemion

Von Erstellt am 22. August 2016Kategorien: AviloX-Blog, InterviewKommentare deaktiviert für Die Power von Communities am Beispiel AUGENHÖHE – Ein Gespräch mit Sven Franke (2/2)Schlagwörter: , , ,