Crowdsourcing Tools für das interne Innovationsmanagement – Erfolgsfaktor Unternehmenskultur und die neue Rolle des Innovationsmanagers

Crowdsourcing Tools für das interne Innovationsmanagement? Die Idee klingt nicht nur gut, sondern bietet Unternehmen tatsächlich eine viel versprechende Lösung, um die Innovationskraft zu steigern. Warum brechen zunächst engagierte und aufwendige Einführungsprojekte oft trotzdem viel zu früh wieder ein? Über die Bedeutung der Unternehmenskultur und Rollenentwicklung von Innovationsmanagern für einen nachhaltigen Erfolg von Crowdsourcing Tools sprachen wir im zweiten Teil unseres Interviews mit Vincent U. Aydin, Head of Business Development bei innosabi.

Interview-Reihe mit Vincent Aydin:

Vincent AydinTEIL 1: Ideenmanagement 2.0 – Warum Unternehmen Ideenmanagement heute neu denken und wie sie es einführen
TEIL 2: Crowdsourcing Tools für das interne Innovationsmanagement – Erfolgsfaktor Unternehmenskultur und die neue Rolle des Innovationsmanagers
TEIL 3: Open Innovation – Nicht nur im Consumer-Bereich ein Erfolgsgeheimnis: Praxisbeispiele aus dem B2B-Bereich

 

Crowdsourcing Tools für das interne Innovationsmanagement

AviloX: Auch Crowdsourcing Tools für das interne Ideenmanagement laufen Gefahr, nach einem anfänglichen Hype nicht nachhaltig in die Arbeitsrealität eines Mitarbeiters Einzug zu halten. Woran liegt das aus Ihrer Sicht?

V. Aydin: Das hat mit der übergeordneten Unternehmenskultur zu tun. Gerade familiengeführte Unternehmen haben sehr loyale Mitarbeiter, die bereits lange im Unternehmen beschäftigt sind und sich über die Jahre mehr oder weniger feste Arbeitsroutinen angeeignet haben. Von diesen wird das Innovationsmanagement mit Crowdsourcing Tools häufig als Extra-Arbeit aufgefasst. In Konzernen ist das anders: Dort gibt das Top-Management vor, wie in Zukunft gearbeitet werden soll und ist ein wichtiger kultureller Treiber. Dadurch finden sich leichter genau die Mitarbeiter, die von sich aus das Thema voranbringen und neue Rollen wie die des Innovationsmanagers ausfüllen wollen.

AviloX: In vielen Unternehmen wird Innovation nach wie vor sehr produktorientiert gedacht und dementsprechend der F&E-Abteilung zugeordnet. Mit einem modernen Verständnis, dass jede Idee, die dem Unternehmen Umsatz oder Ertrag bringt, eine Innovation ist, ließe sich doch die Rolle des Innovationsmanagers viel breiter fassen bis hin zu der Festlegung, dass jeder Mitarbeiter für Innovation mit zuständig ist.

V. Aydin: Das stimmt. Konkrete Beispiele, wie das funktionieren kann, liefern ja die gern zitierten Unternehmen 3M und Google. Mitarbeiter bekommen dort einen bestimmten Anteil ihrer Zeit zur freien Verfügung, um kreative Ideen zu generieren und umzusetzen. Dort kann sich beispielsweise auch ein Hausmeister Gedanken über ein neues Schlüsselsystem machen, um Zeit für das Schlüsselsuchen zu sparen. Der Weitblick und auch die Verantwortung des einzelnen Mitarbeiters spielen in der Tat eine wichtige Rolle für die Innovationsfähigkeit.

AviloX: Crowdsourcing Tools oder andere Systeme für das Innovationsmanagement allein reichen also nicht aus. Wir haben eben festgestellt, dass nicht nur die Unternehmenskultur eine wichtige Rolle spielt, sondern dass sich auch die Rollen der Mitarbeiter ändern. Was heißt das konkret?

V. Aydin: Es ist in der Tat nicht damit getan, eine Software einzuführen mit dem Signal „Ladet Eure Ideen hoch. Mal sehen, was passiert.“ Mitarbeiter entwickeln sich dann zu einer Ideen-Community, wenn sie wissen, dass sie wirklich Einfluss haben können. Nach dem Entwickeln von Ideen können Mitarbeiter in unserer Crowdsourcing Software auch Ideen bewerten. Für die Top 10 Ideen gibt es dann Workshops, wo die Ideen durchgearbeitet werden und bis zur Marktreife gebracht werden. Das Mit- statt Nebeneinander, gerade auch virtuell in der Crowdsourcing Software, schafft erst die Motivation, sich an der Ideenentwicklung zu beteiligen.

AviloX: Was bedeutet das konkret für die Rolle des Innovationsmanagers?

V. Aydin: Für das erfolgreiche Innovationsmanagement sind andere Rollenbilder gefragt. Diese müssen gezielt geschaffen werden. Viele Unternehmen haben bereits Innovationsmanager, die sich mit einer Erweiterung ihres Rollenprofils, unter anderem als Community Manager oder Vernetzer, sehr gut identifizieren können. Andere Unternehmen wiederum tun sich schwer festzulegen, wer sich um das Innovationsmanagement kümmern soll. Wenn die Innovationsplattform und die Rollenverteilung einmal eingeführt sind, ist vor allem ein langer Atem gefragt, um das Crowdsourcing Tool am Leben zu erhalten. Der Innovationsmanager ist dafür entscheidend, denn er sucht immer wieder den Austausch, erhält ihn aufrecht und kommuniziert in der Community für die Mitarbeiter transparent und zielführend.

AviloX: Gibt es typische Erfolgsfaktoren für das Crowdsourcing, die bei der internen Ideengenerierung helfen?

V. Aydin: Das Top-Management muss eine Vorbildfunktion einnehmen und das Thema ganz klar auf die strategische Agenda setzen. Das Tool darf aber auch nicht im Unternehmen so ankommen, als würde der Chef es durchdrücken. Daher ist es fast genauso wichtig, interne Fürsprecher zu finden, die gute Ideen haben, gut vernetzt sind und Voraus denken. Wenn diese Innovationstreiber das Potenzial der Technologie erkennen und Mitarbeiter motivieren und binden, dann ist das Gold wert.

AviloX: Welche Faktoren können im Gegensatz dazu ein Crowdsourcing Projekt zum Scheitern bringen?

V. Aydin: Häufig ist das größte Risiko eine klassische Ablehnung durch Personen, die man eigentlich als Fürsprecher gewinnen möchte. Hier kommt häufig das Argument, es sei nicht Teil der Aufgabenbeschreibung. Ein großes Problem ist das „Not-invented-here-Syndrom“. Für den Mitarbeiter fühlt es sich so an, als käme irgendeine externe Plattform, in die man seine Ideen einkippen muss. Das verursacht automatisch Vorbehalte. Wenn das Unternehmen interne Roadblocks hat, die keine Lust oder keine Zeit haben, ist es sehr schwierig, intern Begeisterung zu streuen.

AviloX: Wie gehen Sie mit solchen Situationen um?

V. Aydin: Wir wollen niemanden zwingen, eine moderne Innovationssoftware zu benutzen. Wir glauben an das Potenzial hinter den Crowdsourcing Tools und stellen unseren Kunden die Möglichkeiten vor. Die Entscheidung, ob sie diese nutzen möchten, treffen die Kunden ganz allein. Wenn Vorbehalte vorhanden sind, versuchen wir, diese in Gesprächen genauer auszuleuchten und auszuräumen. Oft machen sich Mitarbeiter Sorgen, bevor sie überhaupt die neue Software ausprobiert haben. Wenn dagegen eine erste Offenheit gegenüber der neuen Innovationssoftware gegeben ist, dann lassen sich die Vorbehalte relativ leicht aus dem Weg räumen. Es gibt aber auch die anderen Fälle, wo Mitarbeiter sich keines Besseren belehren lassen und stur bleiben. Hier muss letztlich das Management eine Entscheidung treffen, ob ihnen das Thema so wichtig ist, dass sie es auch über Einzelpersonen hinweg durchsetzen. Manchmal kann es aber auch schon hilfreich sein, etwas abzuwarten und das moderne Innovationsmanagement zu einem späteren Zeitpunkt einzuführen.

AviloX: Die richtige Unternehmenskultur ist das A und O, wenn man neue Technologien wie Crowdsourcing Tools für das Innovationsmanagement einführen will. Gibt es aus Ihrer Erfahrung manchmal aber auch Fälle, in denen es umgekehrt war und die Software die Kultur verändert hat?

V. Aydin: So leicht ist das leider nicht. Wenn die Mitarbeiter die Software nutzen und ihnen das richtig Spaß macht, dann entsteht dieses Kaffeeküchen-Gefühl. Das kann durchaus auch dazu führen, dass die Mitarbeiter offener miteinander sprechen, auch außerhalb der Software. Dies kann man jedoch nicht immer garantieren.

Weiterführende Links:

Homepage von innosabi

innosabi’s Buch: Crowdsourced Innovation – Revolutionizing Open Innovation with Crowdsourcing


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Bildnachweis: flickr.com/ ts evis

Über den Autor: regina

Von Erstellt am 23. Oktober 2014Kategorien: AviloX-Blog, InterviewKommentare deaktiviert für Crowdsourcing Tools für das interne Innovationsmanagement – Erfolgsfaktor Unternehmenskultur und die neue Rolle des InnovationsmanagersSchlagwörter: , , , , ,